Quelle: HBS
WSI-MitteilungenKöppe, Stephan : Wahlfreiheit und Nutzerrollen im deutschen Bildungssystem
Zusammenfassung
WSI-Mitteilungen 3/2012, Seiten 206-215
Der Beitrag untersucht die Wahloptionen im deutschen Bildungssystem und inwiefern Eltern und Schüler hier als Klienten, Bürger, Koproduzenten oder Konsumenten in Erscheinung treten. Es werden die begrenzten Wahloptionen im stark reglementierten Schulsystem aufgezeigt und welche Nutzerrollen in diesem Rahmen möglich sind. Der empirische Fokus liegt auf den Nutzerrollen im privaten Bildungsmarkt. Mit Hilfe der amtlichen Statistik und dem PISA 2009-Datensatz arbeitet der Beitrag heraus, dass Eltern verstärkt als Konsumenten und Koproduzenten agieren, wenn ihre Kinder eine Privatschule besuchen. Ihre demokratische Bürgerrolle hingegen nehmen sie an Privatschulen seltener ein. Die Wahrscheinlichkeit, eine Privatschule zu besuchen, steigt, wenn die Eltern der Schüler über ein höheres kulturelles und ökonomisches Kapital verfügen. Das aufgezeigte Nutzerverhalten führt zu sozialer Segregation im Bildungsmarkt. Der Beitrag schließt mit der Forderung nach politischer Reform, um dem veränderten Nutzerverhalten im Bildungssystem Rechnung zu tragen.
Abstract
The article examines the choice architecture in the German education system and how parents and pupils act as welfare clients, citizens, co-producers or consumers. A state-of-the-art literature review depicts the loopholes of choice and the user behaviour in the public education system. The empirical study focuses on the user roles in the private education market. Based on administrative and PISA 2009 data, the article shows that parents act increasingly as consumers and co-producers if their children are enrolled at a private school. Parents are less inclined to participate as citizens in the school board of private schools. Moreover, the likelihood to attend at a private school is growing with the cultural and economic capital of the parents. This user behaviour leads to social segregation in the education market. The article concludes to factor in the changed user behaviour in future policy reforms.