Quelle: WSI
WSI-MitteilungenLübker, Malte / Zucco, Aline : Was ist wichtig? Die Corona-Pandemie als Impuls zur Neubewertung systemrelevanter Sektoren
Seiten 472-484
DOI: 10.5771/0342-300X-2020-6-472
Zusammenfassung
Um den weiteren Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland zu verhindern, wurde im März 2020 das soziale und wirtschaftliche Leben erheblich eingeschränkt. Lediglich Beschäftigte in den systemrelevanten Sektoren waren dazu angehalten, ihrer Erwerbstätigkeit weiter nachzugehen, da sie den Erhalt der kritischen Infrastruktur sicherten. In diesem Beitrag gehen die Autoren der Beschäftigung und insbesondere der Entlohnung in diesen Sektoren nach. Sie stützen ihre Analyse auf einen Linked-Employer-Employee-Datensatz (LIAB) des IAB. Mittels deskriptiver Statistiken und Regressionen zeigen sie zunächst, dass die Beschäftigten in diesen Sektoren sich deutlich von sonst hoch angesehenen Beschäftigtengruppen unterscheiden, denn dort sind vor allem teilzeitbeschäftigte Frauen und Personen mit fachlichen Tätigkeiten beschäftigt. Weiterhin zeigt sich, dass die Entlohnung in diesen Sektoren durchaus heterogen ist: Denn während in einigen systemrelevanten Branchen weit überdurchschnittlich entlohnt wird, liegen die Löhne anderer systemrelevanter Sektoren weiter unter dem Schnitt. Dieses Resultat ist stabil, wenn für Humankapital-Variablen kontrolliert wird. Die angesichts der Krisensituation offenbarte Relevanz dieser Tätigkeiten verdeutlicht die Notwendigkeit einer Neubewertung dieser Sektoren.
Abstract
To reduce the spread of the coronavirus, the German government implemented laws to restrict social and economic activities in March 2020. Only essential workers were encouraged to keep on working since their jobs were crucial to maintain the critical infrastructure. In this article, the authors focus on employment and in particular on the wages of these essential workers. Using the linked employer-employee data set (LIAB) of the IAB, they apply descriptive and regression analysis to show that the demographic characteristics of essential workers differ from those that command high prestige in normal times. They find that essential workers are disproportionately women working in part-time and primarily middle-skilled workers. Moreover, they observe that wages within critical infrastructure are quite heterogeneous: some sectors have wages far above, while others have wages far below the average. This finding holds when controlling for human capital endowment. The authors conclude that the crisis has revealed the relevance of these sectors and underlines the importance of re-evaluating pay level sectors.