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WSI Mitteilungen 4/2023 WSI-Mitteilungen

Wilke, Felix / Sielaff, Mareike : Wenn ein Rechtsanspruch nicht reicht. Legitimitätsprobleme des Grundsicherungsbezugs

Ausgabe 04/2023

DOI: 10.5771/0342-300X-2023-4-261

Seiten 261-270

Zusammenfassung

Trotz einer breiten Zustimmung zum im Grundsicherungssystem verankerten sozialstaatlichen Auftrag werden Leistungen wie Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung im Alter häufig nicht beantragt. Eine wichtige Ursache dafür sind legitimatorische Vorbehalte gegenüber der Inanspruchnahme: Ein Rechtsanspruch allein ist für viele nicht ausreichend ; zusätzlich muss eine gesellschaftlich anerkannte Hilfebedürftigkeit vorliegen. Mit der Stärkung des Prinzips der Eigenverantwortung im aktivierenden Sozialstaat wurden entsprechende Vorbehalte systematisch verstärkt. Der Beitrag untersucht anhand des SOEP-Innovationssamples der Welle 2020 / 2021, wie sich Vorbehalte gegenüber der Inanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen empirisch äußern. Mittels multivariater Analyse wird aufgezeigt, dass eine Delegitimierung der Inanspruchnahme mit individuellen Interessenlagen, Normen der Eigenverantwortung und der allgemeinen politischen Einstellung korrespondiert.

Abstract

Although there is a broad consensus regarding a general responsibility of the welfare state to support people in need, basic income benefits such as Unemployment Benefit II or old-age basic income support are often not claimed. One major reason for non-take-up is the widespread reservations that exist in society: for many people a legal entitlement alone is not sufficient ; to justify the claim for benefits there must also be a socially recognised need for financial support. Increased emphasis on the principle of personal responsibility within the active welfare state has strengthened these reservations to claim benefits. The article uses the GSOEP Innovation Sample (2020 / 2021) to set out how reservations about claiming basic income support are expressed empirically. By means of multivariate analysis, it is shown that the legitimacy for claiming benefits varies with individual interests, norms of personal responsibility and the overall political attitude.

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