Quelle: HBS
WSI-MitteilungenKlenner, Christina : Wer „ernährt“ wen? Auf der Suche nach einem neuen Leitbild
WSI-Mitteilungen 3/2013, Seiten 210-212
Zusammenfassung
Aufgrund der Erosion des männlichen Familienernährermodells und der Entstehung ausdifferenzierter Lebensformen sowie verschiedener Erwerbs- und Einkommenskonstellationen in Paarhaushalten wird gefragt, ob der Familienlohn traditionellen Zuschnitts noch zeitgemäß ist. Die Geschlechtergrenzen sind heute weniger klar gezogen als früher: Niedrige Löhne sind nicht mehr auf hinzuverdienende Frauen beschränkt, Männer als Familienernährer sind nicht mehr selbstverständlich. Auch Frauen versorgen Familien als Familienernährerinnen. Das Leitbild des traditionellen Familienlohns für den männlichen Familienernährer passt immer weniger zur Realität der pluralisierten Familienformen. Diskutiert ein Familienlohn neuen Zuschnitts für Frauen und Männer, der beiden Geschlechtern ermöglichen würde, arbeitsmarktaktiv und familienaktiv zu sein. Der Umfang der Erwerbstätigkeit und der Fürsorgetätigkeiten sollte im Lebensverlauf variieren können, ohne dass die Existenzsicherung infrage gestellt ist. Die Debatte über Familienlöhne und existenzsichernde Einkommen zwingt dazu, normative Entscheidungen zum Unterhalt für Hausfrauen, für arbeitslose Partner, für Kinder sowie zur Absicherung von Fürsorgearbeit im Lebensverlauf zu treffen.