Quelle: WSI
WSI-MitteilungenSchulten, Thorsten / Lübker, Malte : WSI-Mindestlohnbericht 2020: Europäische Mindestlohninitiative vor dem Durchbruch?
WSI-Mitteilungen 2/2020, Seiten 119-129
Zusammenfassung
Anfang 2020 hat die Europäische Kommission formal die Konsultationen zu einer europäischen Mindestlohnpolitik eingeleitet. Vor diesem Hintergrund gibt der WSI-Mindestlohnbericht einen Überblick zum aktuellen Stand der Mindestlöhne in den EU-Ländern, europäischen Anrainerstatten sowie ausgewählten außereuropäischen Industrie- und Schwellenländern und stellt die wichtigsten Initiativen zu einer strukturellen Erhöhung des Mindestlohnniveaus dar. Diese schlagen sich in vielen Ländern bereits in deutlich stärkeren Anhebungen nieder, sodass die Mindestlöhne zum 1. Januar 2020 im Median, verglichen mit dem Vorjahreszeitpunkt, nominal um 6,0 % gestiegen sind (real: 4,4 %). Trotzdem erreichen derzeit nur zwei EU-Länder (Frankreich und Portugal) die Zielmarke von 60 % des Medianlohns, unterhalb derer von einem Lohn mit hohem Armutsrisiko ausgegangen werden muss. Zu den Ländern, in denen Mindestlöhne de facto Armutslöhne sind, zählt auch Deutschland. Die seit 2009 fortlaufende Mindestlohnberichterstattung des WSI beruht auf der WSI-Mindestlohndatenbank, in der für 37 Länder Zeitreihen zur Entwicklung von Mindestlöhnen, Preisen und Wechselkursen dokumentiert werden.
Abstract
WSI Minimum Wage Report 2020: Breakthrough for the European minimum wage Initiative?
In early 2020, the European Commission formally launched consultations on a European minimum wage policy. Against this background, the WSI Minimum Wage Report analyses the current state of minimum wages in countries of the European Union, neighbouring European countries, as well as selected non-European industrial and emerging economies. It also summarises the most important initiatives for structural minimum wage increases. In many countries these are already reflected in much stronger increases, with the result that minimum wages as of 1 January 2020 have risen by a median of 6.0 % in nominal terms (4.4 % in real terms) compared with the same date in the previous year. Nevertheless, only two EU countries (France and Portugal) currently reach the target of 60 % of the median wage, below which it must be assumed that the wage level puts recipients at high poverty risk. Germany is one of the countries where the minimum wage is de facto a poverty wage. The continuous reporting on minimum wages by the WSI since 2009 is based on the WSI Minimum Wage Database, which documents time series on the development of minimum wages, prices and exchange rates for 37 countries.