Quelle: HBS
WSI-MitteilungenPromberger, Markus / Ramos Lobato, Philipp : Zehn Jahre Hartz IV – eine kritische Würdigung
WSI-Mitteilungen 5/2016, Seiten 325–333
Zusammenfassung
Mehr als zehn Jahre nach Einführung der besser als „Hartz IV“ bekannten Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lässt sich festhalten, dass das Ziel einer wesentlichen Verringerung der Armut bei gleichzeitiger Einsparung öffentlicher Mittel nicht im erhofften Ausmaß realisiert werden konnte. Obwohl das System die Bedürftigen einigermaßen erreicht und zumindest grundständig versorgt, gibt es weiterhin Probleme bei der Sicherung der kulturellen und sozialen Teilhabe. Offensichtlich ist mittlerweile auch, dass der Grundgedanke des SGB II, Armutsprobleme durch eine rigide ‚work-first‘-Strategie zu lösen, im Widerspruch zur Heterogenität der Lebenslagen von Hartz-IV-Empfängern steht. Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass die Grundsicherungsreform die negativen Effekte flexibilisierter Arbeitsmärkte eher verstärkt, als sie zu kompensieren – auch wenn dieser Aspekt noch nicht abschließend erforscht ist.
Abstract
More than ten years after the introduction of the basic social provision for jobseekers (SGB II) - the so-called Hartz-IV-reform, it has to be stated that its major goal of substantially reducing poverty and saving public budgets has not been achieved to the degree hoped for. Although the system addresses the demands of the needy with some success, and provides basic income support, there are still problems in the area of social and cultural participation. Moreover, the reform’s general “work first” strategy to solve the problem of poverty obviously contradicts the heterogeneity of the life circumstances of the clients. Remarkably, Hartz IV seems to work more towards increasing the negative effects of a flexible labour market rather than compensating for the social risks, even if some crucial questions have not been adequately researched to date.