Quelle: WSI
WSI-MitteilungenCanzler, Weert / Knie, Andreas : Der alte Traum vom privaten Glück – Die Autoindustrie als Teil eines vergangenen Gesellschaftsentwurfs
DOI: 10.5771 /0342-300X-
Seiten 207-215
Zusammenfassung
Seit Jahrzehnten wird dem privaten Auto durch eine entsprechend ausgerichtete Infrastruktur sowie rechtliche und steuerliche Bevorteilungen eine privilegierte Stellung eingeräumt. Doch mittlerweile gibt es einfach zu viel vom immer Gleichen. Es ist nicht nur die Klimakrise, die eine umfassende Transformation des Verkehrs verlangt. Das private Auto kann die soziale Teilhabe und das private Glück nicht mehr oder nur noch eingeschränkt garantieren. Was einst Freude am Fahren war, wird von immer mehr Menschen als lästige Pflicht empfunden. Mobilität wird in Stadt und Land heute vielfältiger gedacht als in Form der Fixierung auf das private Fahrzeug. Die lange erfolgreiche Automobilbranche tut sich jedoch schwer mit der Transformation des alten Geschäftsmodells. Schon der Wechsel des Antriebsstrangs irritiert die eingespielten Ingenieursroutinen massiv. Neue Verwendungs- und Verfügungsformen des Autos auf digitalen Plattformen oder gar die Entwicklung von vollautomatischen Fahrzeugen und autonomen Flotten können oder wollen die deutschen Hersteller nicht von selbst erreichen. Um die technologische Kompetenz und die beschäftigungspolitische Wirkung der Autoindustrie zu retten, müssen die Impulse zur Veränderung von außen kommen. Der historische Blick auf die bisherige Erfolgsgeschichte des Automobils zeigt, dass die politische Regulierung dazu der Schlüssel ist.
Abstract
The Dream of Private Happiness: The Car Industry as a Component of a Bygone Era
For decades, the private car has enjoyed a privileged position in society thanks to a car-friendly infrastructure and legal and fiscal advantages. But meanwhile there is simply too much of the same. It is not only the climate crisis that demands a comprehensive transformation of transport. The private car no longer stands for social participation and private happiness. More and more people in cities and outlying areas are finding the former joy of driving to be an annoying duty. Mobility in town and country today is seen as being more diverse than the fixation on the private car. However, the automotive industry, for long a success story, is now struggling to transform its old business model. Alone the changes made to the drive train massively disconcert the established routines of engineers. The introduction of new ways of using the car as shown on digital platforms or even the transition from fully automated vehicles to autonomous fleets will not – or cannot – be managed by the German automotive industry on its own. In order to preserve the technological competence and the important employment effects of the automotive industry, the impetus for change must come from outside. A historical look at the success story of the automobile shows that political regulation is the key.