Quelle: WSI
WSI-MitteilungenCanzler, Weert / Knie, Andreas : Mobilität zwischen gesellschaftlicher Modernisierung, sozialer Teilhabe und Klimawandel. Eine Einleitung
DOI: 10.5771/0342-300X-
Seiten 183-191
Zusammenfassung
Das Auto hat seine herausragende sozialintegrative Rolle eingebüßt. Die verkehrspolitisch eingeräumten Privilegien und die steuerlichen Begünstigungen des privaten Autos wirken wie aus der Zeit gefallen. Es bedarf einer neuen politischen Justierung und innovativer unternehmerischer Pläne, den veränderten Bedarf an physischer Beweglichkeit abzubilden. Die Frage ist, wie ein „Modernisierungspakt“ geschmiedet werden kann, der die technologischen Optionen als Chance begreift. Die Alternative zum Auto ist das „bessere Auto“: Es fährt automatisch, es gehört keinem mehr, es ist nachhaltig und bringt die Menschen wieder zusammen. Die ganze Radikalität des automatisierten Fahrens zeigt sich im Paradigmenwechsel vom „Fahren zum Gefahren-werden“. Warum soll man ein Auto besitzen, wenn es künftig nicht mehr eigenständig navigiert, sondern von Algorithmen gesteuert wird und alle gewünschten Transportfunktionen von „Autonomen Flotten“ erfüllt werden? Vor diesem gesellschafts- und technologiepolitischen Hintergrund spannt dieser Einführungsbeitrag in das Schwerpunktheft einen Bogen von den Veränderungen in den Lebens- und Arbeitsformen über die Neuformierung der Akteure in einer neuen Energie- und Verkehrswelt bis hin zu den Anforderungen an eine proaktive Regulierung einer künftigen plattformgestützten Mobilität.
Absract
Mobility between Social Modernisation, Social Participation and Climate Change. An Introduction
The car has lost its outstanding socially integrative role and the privileges granted to the private car in transport policy and the tax benefits appear anachronistic. New political adjustments and innovative entrepreneurial plans are needed to meet the changed demand for physical mobility. The question is how to create a “modernisation pact” that understands the technological options as an opportunity. The alternative to the car is the “better car”: it is automatically driven, it no longer belongs to anyone, it is sustainable and it brings people together again. The scale of radicality of Automated Driving can be seen in the paradigm shift from “driving to being driven.” Why should people own a car, if in the future it will no longer navigate independently but will be controlled by algorithms and all desired transportation functions will be performed by “autonomous fleets”? Against this socio-political and technology-political background, a connection is drawn from the changes in the forms of life and work, to the formation of the actors in a new world of energy and transport and thus to the requirements for a proactive regulation of a platform-based mobility of the future.