Quelle: WSI
WSI-MitteilungenFollmer, Robert / Schelewsky, Marc : Ungerechte Klimabilanz? Eine Analyse der CO2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr
DOI: 10.5771 /0342-300X-
Seiten 241-245
Zusammenfassung
Der Verkehrssektor ist das Stiefkind der deutschen CO2-Bilanz. Zu Zeiten einer nicht Corona-bedingten eingeschränkten Verkehrsnachfrage erfüllt er seine Reduktionsziele nicht und wächst sogar an. Der genauere Blick auf die mobilitätsbedingten CO2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr hilft, die Ursachen hierfür zu verstehen und gibt der Praxis Anregungen für neu zu entwickelnde Handlungsstrategien. Auswertungen der Studie „Mobilität in Deutschland“ zeigen, dass dieses Wachstum und das Verfehlen der Klimaziele in diesem Sektor stark wohlstandsabhängig sind. Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind gleichermaßen beteiligt. Zudem muss die Perspektive über den Berufsverkehr hinaus erweitert werden, wenn wirksame Strategien für eine Trendumkehr entwickelt werden sollen. Auch die Corona-Krise bringt hier keine Entwarnung. Sie hat zwar zwischenzeitlich zu einem Plus bei den per Fahrrad zurückgelegten Kilometern und durch das verringerte Gesamtniveau des Verkehrs auch zu einer Reduktion der CO2-Emissionen geführt. Doch mittelfristig ist durch die nur langsame Erholung des öffentlichen Verkehrs bei gleichzeitiger Zunahme des Pkw-Verkehrs eher eine schwierigere als eine einfachere Situation zu erwarten.
Abstract
Unfair Climate Assessment? An Analysis of the CO2 Footprints in Everyday Transport
The transport sector is the stepchild of the German CO2 carbon footprint. In times of non-coronavirus-related constrained transport demand, it is not only failing to meet its reduction targets, the gap is even growing. A closer look at the mobility-related CO2 footprints in everyday transport helps to understand the reasons for this and provides impulses for new action strategies to be developed in practice. Evaluations of the study "Mobility in Germany" show that this growth and the failure to meet climate targets in this sector are strongly dependent on prosperity and not all population groups are equally involved. Moreover, the perspective must be broadened beyond commuter traffic if effective strategies for reversing the trend are to be developed. Even the coronavirus crisis does not indicate any improvement in the situation. Although in the meantime it has led to an increase in the number of kilometers travelled by bicycle and also to a reduction in CO2 emissions due to the lower overall level of traffic, this is an interim development. In the medium term, the slow recovery of public transport and the simultaneous increase in car traffic are likely to make the situation more difficult rather than easier.